Übersicht über die 10 wichtigsten Nahrungsmittel, die Allergien auslösen können

In dieser kurzen Übersicht werden die 10 Nahrungsmittel und -gruppen vorgestellt, die bei mitteleuropäischen Kindern und Jugendlichen allergische Reaktionen auslösen.

 

1. Kuhmilch_milch

Kuhmilch ist das am häufigsten zu Allergien führende Nahrungsmittel im Säuglings- und Kleinkindalter. In der Regel ist es das erste Allergen, mit dem der Säugling in Form einer Kuhmilch-Säuglingsnahrung in Kontakt kommt. Die Sensibilisierungen entstehen unter anderem durch Übertragung von Eiweiß (Protein) über die Muttermilch oder die orale Aufnahme, vor allem bei nur kurzfristiger oder intermittierender Gabe.

Die Kuhmilchallergie spielt eine große Rolle bei Säuglingen mit Neurodermitis (Atopisches Ekzem). Sie stellt hierbei einerseits einen wesentlichen Verschlechterungsgrund für das Ekzems dar, kann andererseits aber auch allergische Sofortreaktionen hervorrufen. Neben den IgE-vermittelten Reaktionen kommen Nicht-IgE-vermittelte gastrointestinale Reaktionen vor. Das vorherrschende Krankheitsbild ist dabei die allergische Enterocolitis, die in erster Linie bei Säuglingen zu blutigem Durchfall und Gedeihstörung führen kann.

Hauptallergene der Kuhmilch sind Kasein, Alpha-Lactalbumin und Beta-Lactoglobulin. Während die letzten Beiden weitgehend hitzelabil sind, ist ersteres relativ hitzestabil. Bei einem relevanten Anteil der Patienten ist eine Verträglichkeit gekochter, bzw. gebackener Milch gegeben. Es besteht eine hohe Rate an klinisch relevanten Kreuzreaktionen zu anderen Tiermilchen wie Schafs- oder Ziegenmilch. Die Prognose der Kuhmilchallergie ist gut. Bis zu 80% der Kinder haben bis zum 5. Lebensjahr eine Toleranz entwickelt.

 

2. Hühnereiweiß_eier

In den ersten Lebensjahren werden Allergien am zweithäufigsten durch Hühnerei ausgelöst. Bis zu 40% der Kinder mit einem atopischen Ekzem sind sensibilisiert. Eine Sensibilisierung ist häufig vorhanden ohne das eine bewusste Exposition stattgefunden hat oder das den Eltern klinische Reaktionen erinnerlich sind. Mögliche versteckte Kontakte finden statt über Muttermilch oder sogar den eihaltigen Küchenstaub.

Klinische Reaktionen sind zumeist typische IgE-vermittelte Sofortreaktionen mit Nesselausschlag (Urticaria) und Erbrechen. Auch ein atopisches Ekzems wird nicht selten verstärkt.

Die Hauptallergene sind Ovalbumin und Ovomucoid. Letzteres ist hitzestabil, ersteres hitzelabil. Auch beim Hühnerei kann häufiger eine selektive Reaktion auf ungekochtes Ei vorliegen. Relevante Kreuzreaktionen sind selten.

Die Prognose der Hühnereiallergie ist gut. Eine Toleranzentwicklung bis zum Schuleintritt ist in rund 70% der Fälle zu erwarten.

 

3. Erdnuss_erdnuss

Erdnuss ist ein häufiges Allergen vom Säuglings- bis zum Jugendalter. Rund 10% der deutschen Kinder und Jugendlichen sind sensibilisiert. Zweijährige deutsche Kinder mit Atopischem Ekzem sind häufiger gegen Erdnuss als gegen Kuhmilch sensibilisiert. Sensibilisierungswege sind neben der Muttermilch auch die Expositionen über die Haut, besonders wenn deren Barriere gestört ist. So kommt es zu Reaktionen bevor eine bewusste Exposition stattgefunden hat.

Eine Erdnussallergie führt teilweise schon bei Exposition gegenüber kleinen Mengen zu lebensbedrohlichen allergischen Sofortreaktionen und stellt daher eine besondere Gefahr dar. Anaphylaktische Reaktionen auf Nahrungsmittel sind meist durch Erdnussallergene verursacht.

Die Erdnuss ist eine Hülsenfrucht und daher keine Nuss im eigentlichen Sinne. Kreuzreaktionen treten zu anderen Hülsenfrüchten wie Soja und häufiger Lupine auf. Häufig werden Kosensibilisierungen zu Baumnüssen beobachtet. Klinisch oft irrelevante serologische Kreuzreaktionen treten sowohl bei Gräserpollen- als auch bei Birkenpollenallergien auf.

Hauptallergene sind unter anderen Ara h 1 – 3 und Ara h 8. Sensibilisierungen gegen Erstere sind mit anaphylaktischen Reaktionen vergesellschaftet, gegen Letzteres weniger, da es auf Birkenpollenassoziierte Kreuzreaktionen hinweist. Die Erdnussproteine sind hitzestabil, ihre Allergenität wird durch Rösten noch gesteigert.

Die Prognose der Erdnussallergie ist eher ungünstig. Nur rund 20% der Kinder entwickeln eine Toleranz.

 

4. Haselnuss und andere Baumnüsse_haselnuss

In der Gruppe der Baumnüsse ist die Haselnuss in Deutschland das relevanteste Allergen. Allergien gegen Haselnüsse und andere Baumnüsse kommen sowohl als primäre, als auch als sekundäre Nahrungsmittelallergien, also als Folge einer Kreuzreaktion zu einem Aeroallergen, vor. Dementsprechend reicht das Spektrum der klinischen Reaktionen von einem milden oralen Allergiesyndrom bis zum anaphylaktischen Schock, der auch Todesfälle mit einschließt.

Relevante Allergene der Haselnuss sind Cor a 1 und Cor a 8. Während Sensibilisierungen gegen Ersteres auf eine Birkenpollen-Kreuzreaktion hinweist, ist Letzteres hinweisend auf ein Anaphylaxierisiko, da es sich um ein hitzestabiles Lipid-Transfer-Protein handelt. Kreuzreaktionen zwischen den Baumnüssen sind serologisch die Regel und auch klinisch oft relevant.

Über die Prognose der Baumnussallergien ist wenig bekannt, sie scheint aber eher so ungünstig kaum günstiger als die der Erdnussallergie zu sein.

 

5. Fisch_fisch

Allergien gegen Fischeiweiß können bereits im Säuglingsalter auftreten. Es sind sowohl klassische IgE-vermittelte Sofortreaktionen als auch Nicht-IgE-vermittelte gastrointestinale Reaktionen beschrieben. Die Reaktionen treten gelegentlich schon beim ersten Kontakt und bei Exposition gegenüber kleinen Mengen, zum Beispiel als Küchenaerosol auf. Damit ist das Anaphylaxie-Risiko eines Fischallergikers bei unbewusstem Kontakt hoch.

Das Hauptallergen ist Parvalbumin, ein Protein aus der Muskulatur des Fisches. Es ist hitzestabil, wird aber durch Eindosen zerstört. Es ist in den meisten Fischsorten in relevanter Menge vorhanden. Klinisch relevante Kreuzreaktionen bestehen unter anderem häufig zwischen Dorsch, Lachs, Seelachs, Hering und Scholle, hingegen nur selten zu Thunfisch oder Schwertfisch. Monosensibilisierungen gegen andere Fischproteine kommen vor. Eine Kreuzreaktion zu Schalentieren besteht nicht.

Über die Prognose der Fischallergie ist wenig bekannt.

 

6. Weizen_weizen

Weizensensibilisierungen werden häufig bei Säuglingen mit atopischem Ekzem gefunden. In diesen Fällen kann Weizen ein relevanter Triggerfaktor des Ekzems sein. IgE-vermittelte Soforttyp-Reaktionen sind seltener. Eine Weizenallergie kann bei Jugendlichen Auslöser einer „Exercise-Induced-Anaphylaxis“ sein; hier liegt zumeist eine Sensibilisierung gegen Omega-5-Gliadin vor, ein Protein des Weizens.

Bei Gräserpollenallergie ist eine serologische Kreuzreaktion möglich, die in der Regel klinisch nicht relevant ist. Klinisch relevante Kreuzreaktionen zu Dinkel sind sicher nachgewiesen, zu anderen glutenhaltigen Getreidesorten möglich, aber im Einzelfall zu überprüfen.

 

7. Soja_soja_halb

Soja spielt als klinisch relevantes Allergen in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Sowohl IgE- als auch nicht IgE-vermittelte Reaktionen sind möglich. Da Soja eine Hülsenfrucht ist, ist oft eine klinisch irrelevante Kreuzreaktion bei Erdnussallergie gegeben. Die Ernährung von Säuglingen mit Sojabasierten Formulanahrungen wird – auch bei gesicherter Kuhmilchallergie - im ersten Lebensjahr nicht mehr empfohlen.

 

8. Apfel_apfel

Allergien gegen Apfel treten mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf. Ursache ist eine sekundäre Nahrungsmittelallergie bei Birkenpollenallergie. Dementsprechend ist die auftretende Symptomatik in der Regel ein orales Allergiesyndrom. Da die meisten pollen-assoziierten Nahrungsmittelallergene hitzelabil sind, kann von diesen Patienten gekochter Apfel problemlos verzehrt werden. Da die unterschiedlichen Apfelsorten unterschiedliche Mengen des birkenpollenverwandten Proteins (Mal d 1) enthalten, werden sie unterschiedlich gut vertragen. Anaphylaktische Reaktionen auf Äpfel sind selten. Das relevante Allergen im Apfel ist in diesen Fällen ein hitze- und digestionsstabiles Lipid-Transfer-Protein (Mal d 3).

 

9. Karotte_karotten

Die Karotte ist ebenfalls ein birkenpollenassoziiertes Nahrungsmittel und wird damit erst nach Auftreten einer Birkenpollenallergie relevant. Die Reaktion ist meist ein mildes orales Allergiesyndrom bei Genuss roher Karotten.

Primäre Nahrungsmittelallergien gegen Karotte sind eine Rarität. Die Vermutung vieler Eltern, dass bei Säuglingen mit atopischem Ekzem eine Karottenallergie besteht, ist diagnostisch in der Regel nicht nachvollziehbar.

 

 

10. Schalentiere_schalentiere

Eine Allergie gegen Schalentiere (Garnelen, Muscheln, etc.) ist im Kindesalter selten und tritt erst ab dem Jugendlichenalter auf. Das relevante Allergen ist Tropomyosin, ein Allergen, welches auch in Hausstaubmilben vorkommt. Klinisch relevante Reaktionen bei Hausstaubmilben-allergischen Kindern sind aber die Ausnahme.